Geh bitte! Robert Habeck
Von Bilke Schnibbe
Meine liebe Freundin Sarah Fartuun Heinze hat es schon vor einer Weile auf den Punkt gebracht: »Irgendwer müsste den mal richtig anpöbeln!« Das Pöbelobjekt, Robert Habeck, saß da grade mit Ferda Ataman auf dem Podium und erklärte dieser, dass ihr rassismuskritisches Buch »Ich bin von hier. Hört auf zu fragen!« ein bisschen aggressiv daherkomme. »Aggressiv« hat er natürlich nicht gesagt, sondern so was wie »fordernd«. Soviel hat er dann doch schon mitbekommen.
Heute ist das strubbelige Til-Schweiger-Double Parteichef der Grünen, gemeinsam mit Annalena Baerbock. In einem früheren Leben war er mal Schriftsteller und »Draußenminister«, wie er selber sein Amt als Minister für irgendwas mit Kühen und Windkrafträdern in Schleswig-Holstein beschreibt. Man merkt früh: Habeck hat dieses gewisse Fremdscham-Moment. Er betont zum Beispiel gerne, dass er sich die Erziehung der vier Söhne mit seiner Frau Andrea Paluch ganz gerecht teilt. Superdaddy Habeck kriegt als viel beschäftigter Spitzenpolitiker das hin, woran Millionen andere Eltern mit normalen Jobs im Alltag scheitern, so scheint es. In einem sehr unangenehmen taz-Interview zum Thema »Umweltschutz und Beziehungen. Wie grün ist die Liebe« merkte Andrea Paluch 2014 jedenfalls an, dass Habeck kaum Zuhause sei. Er wisse ja gar nicht, wie viel Kohl in der Gemüsekiste ist. »Die Reste sind immer Kohl«, entgegnet der Sunnyboy fast schon philosophisch. Vielleicht meint Habeck mit »gerecht« ja, dass er die Kita-Gebühren bezahlt hat?
Wenigstens hat er einen gewissen Unterhaltungsfaktor. Typ Deutschlehrer, der auch mal das ein oder andere deftige Wort im Unterricht fallen lässt. »Scheiße« zum Beispiel. Dazu betreibt der König der Beliebigkeit einen mit nachdenklichen Bildern von sich selbst bestückten Blog, auf dem er beschreibt, was ihn »umtreibt und antreibt«. Hier ein hochgekrempelter Ärmel und da ein eindringlicher Blick in die Kamera. Seine Bücher tragen tiefgründige Titel wie »Von hier an anders. Eine politische Skizze« oder »Wer wir sein könnten«. Irgendwas muss anders werden, also darauf können wir uns doch jetzt wirklich alle einigen, oder?
Das beschreibt den deutschen Justin Trudeau eigentlich ganz gut: menschenfreundliche Allgemeinplätze verkünden und wenn es drauf ankommt, nicht abliefern. Der Dannenröder Forst wird unter einer grünen hessischen Landesregierung abgeholzt? Na ja, da hätten die Leute halt bei der Bundestagswahl die Grünen wählen müssen. Die CDU verantwortet die rassistische Migrationspolitik in Deutschland und Europa mit? Wenn die halt mehrheitsfähig sind, dann kann man mit denen ruhig Koalitionsverhandlungen führen. Und er kauft auch mal ’ne Milch bei Aldi. Feminismus, Klimaschutz und Menschen nicht im Mittelmeer ertrinken lassen, aber eben mit Augenmaß.
Sarah hat ihn dann doch nicht angepöbelt. Schade eigentlich.